miércoles, 31 de octubre de 2012

Drygalla dient Deutschland - DIE WELT

Vielleicht wäre sie bei der Marine besser aufgehoben. Schließlich kennt sich Nadja Drygalla auf dem Wasser recht gut aus, als Ruderin des Deutschland-Achters nahm sie an den Olympischen Spielen in London teil. Sie hätte ihre Erfahrungen als Sportlerin dann durchaus einbringen können bei ihrem nächsten Karriereschritt als freiwillig Wehrdienstleistende, doch nun muss sie sich auf einem fremden Terrain beweisen: Donnerstag tritt die 23-Jährige an der Feldjägerschule in Hannover an, als "Flieger Drygalla".

Der Dienst bei der Luftwaffe im Rahmen der Sportförderung bei der Bundeswehr soll für die Rostockerin zu einem unbeschwerten Neustart werden. Aus London war sie im August überstürzt abgereist, nachdem ihre Beziehung zu dem in der rechtsradikalen Szene auffällig gewordenen Michael Fischer an die Öffentlichkeit gelangt war. Seither wurde darüber diskutiert, ob die Partnerin eines ehemaligen NPD-Funktionärs und Mitglieds der Nationalen Sozialisten Rostock unbedenklich die deutschen Farben bei einem sportlichen Großereignis vertreten darf. Das Thema schaffte es sogar bis in den Sportausschuss des Bundestages, und nun - nach etlichen Unbedenklichkeitsbescheiden - darf Drygalla ihren Dienst zwei Monate später als geplant antreten.

"Für uns ist entscheidend, wie sie selber denkt und handelt - und nicht, welche Gesinnung ihr Umfeld oder ihr Freund vertreten", sagte Michael Vesper der "Welt". Zuletzt hat der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) häufig die Thematik behandelt, er ist zu dem Schluss gekommen: "Es gibt durch die Diskussionen zwischen uns in den vergangenen Monaten keinen Beleg dafür, dass Nadja Drygalla rechtem Gedankengut anhängt. Sie hat immer wieder deutlich gemacht, dass sie mit der Einstellung ihres Freundes nicht einverstanden war."

In der Tat hat sich Drygalla von rechtsextremer Ideologie in zwei Interviews nach London distanziert. Doch seltsam bleibt der Umstand, dass sie aufgrund ihrer Beziehung vor rund einem Jahr den Dienst bei der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern quittierte und damit eine relativ sorgenfreie Zeit als Spitzensportlerin aufs Spiel setzte, nun aber das Angebot der Bundeswehr dankend annimmt. Die Ruderin sei am 30. September 2011 auf eigenen Antrag hin aus dem Polizeidienst entlassen worden, teilte das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern auf Anfrage mit. Nachdem bekannt geworden sei, dass "auch Personen zum Bekanntenkreis von Nadja Drygalla gehören, die der offen agierenden rechtsextremistischen Szene zugehörig sind", seien Personalgespräche geführt worden - "aus Fürsorgegründen und in Bezug auf mögliche Konfliktsituationen", wie es heißt. Das Dienstverhältnis sei "in beiderseitigem Einvernehmen" beendet worden.

Nun also die Bundeswehr, die Drygalla wie den 756 anderen Sportsoldaten in Deutschland dank entsprechender Freistellungen gleichsam die Möglichkeit zu umfassenden Trainings- und Wettkampfteilnahmen bietet. Dort allerdings haben sie den Fall genauestens geprüft. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagte Manfred Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis und künftig Drygallas oberster Vorgesetzter. Seine Mitarbeiter hätten mehrere Gespräche mit der 23-Jährigen geführt. "Wir haben ihr gesagt, dass wir Klarheit benötigen und dass sie sich uns gegenüber öffnen muss", erklärte Nielson der "Welt". Nach den Gesprächen und auch nach den Worten, mit denen sich die Sportlerin öffentlich von rechtem Gedankengut distanzierte, habe er Mitte Oktober entschieden, Drygalla als Sportsoldatin einzustellen.

Die Ruderin habe bei der Bundeswehr das normale Einstellungsverfahren durchlaufen. Alle zuständigen Fachverbände hätten ihre Bewerbung unterstützt. "Nach der ganzen eher unübersichtlichen Gemengelage wollten wir aber die Begleitumstände noch einmal genauer hinterfragen", sagte Nielson. Im Moment gebe es keinen Grund, an ihrer demokratischen Einstellung zu zweifeln. "Diese junge Frau möchte ihren Sport ausüben, und sie hat eine Perspektive, sonst wäre sie nicht bei den Olympischen Spielen gewesen." Nach der Grundausbildung wird die Sportfördergruppe Frankfurt/Oder Drygallas militärische Heimat.

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