iPhone-Hersteller enttäuscht beim iPad-Absatz, weil Kunden auf das neue Mini-Gerät warten. Apples Wachstum schwächelt
Der Online-Händler Amazon gerät wegen hoher Investitionen in die roten Zahlen und reduziert die Umsatzprognose
Im Boom-Geschäft mit Smartphones und Tablet-Computern müssen sich die erfolgsverwöhnten Platzhirsche Apple und Samsung allmählich in Bescheidenheit üben. Der iPhone-Hersteller enttäuschte die Investoren bereits das zweite Vierteljahr hintereinander mit seinen Zahlen und blieb auch mit seiner Prognose für das wichtige Weihnachtsgeschäft unter den Erwartungen. Der Erzrivale aus Südkorea lieferte zwar das vierte Quartal in Folge einen Rekordgewinn, aber was das Wachstumstempo angeht, sehen Branchenexperten das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Online-Händler Amazon ist im dritten Quartal sogar in die roten Zahlen gerutscht, nicht zuletzt wegen seiner hohen Kosten für das Tablet Kindle Fire.
Vor dem Hintergrund der weltweiten Konjunkturflaute und eines verschärften Wettbewerbs wird das Jahresendgeschäft diesmal zu einem ganz besonderen Härtetest für die Branche. Die große Frage ist: Werden die verunsicherten Verbraucher sich von den vielen neuen Produkten verführen lassen und sich die mitunter recht kostspieligen mobilen Multifunktionsgeräte gegenseitig unter den Christbaum legen?
Apple präsentiert sich bestens vorbereitet und hat die Produktpalette weitgehend aufgefrischt. Das iPhone 5 ist seit Ende September auf dem Markt, die neue Mini-Version des Tablets iPad feiert nächsten Monat Debüt. Dass die Kunden darauf warten, bekam das US-Unternehmen bereits zu spüren und das durchaus schmerzlich: Im Schlussvierteljahr des abgelaufenen Geschäftsjahres hielten sich die Käufer zurück, der iPad-Absatz blieb mit 14 Millionen Stück deutlich unter den bereits reduzierten Vorhersagen. Dagegen übertraf die iPhone-Nachfrage mit 26,9 Millionen Verkäufen die Analystenschätzungen, obwohl Apple mit der Auslieferung der heiß begehrten Neuversion nicht hinterher kam.
An der Börse wird Apple mit knapp 580 Milliarden Dollar bewertet und ist damit weltweit die Nummer eins unter den Technologiegiganten. Darin spiegeln sich weiterhin hohe Wachstumsraten wider. Im vergangenen Geschäftsjahr kletterte der Umsatz um 45 Prozent auf 156,5 Milliarden Dollar und der Nettogewinn sogar um 61 Prozent auf 41,7 Milliarden. Doch die Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel: Im abgelaufenen Quartal beliefen sich die Raten nur noch auf 27 Prozent beim Umsatz und 24 Prozent beim Ergebnis. Und mit seinen Zielen fürs laufende Weihnachtsquartal liegt das Management deutlich unter den Markterwartungen. Finanzchef Peter Oppenheimer begründete dies unter anderem mit dem stärkeren Dollar und höheren Kosten für die Produkteinführungen.
Auch Konkurrent Samsung dämpfte die Erwartungen vor dem Weihnachtsgeschäft. Die Nachfrage werde nur leicht anziehen. Da andere Konzernbereiche schwächeln, lasten auf den Mobilgeräten rund um den Smartphone-Verkaufsschlager Galaxy besondere Hoffnungen. Doch hier sehen Analysten wenig Luft nach oben. Andere Segmente wie Tablets, Flachbildschirme und Halbleiter dürften zunächst nicht derartige Gewinnbringer sein wie das Galaxy. Im vergangenen Quartal noch verdoppelte der Konzern seinen operativen Gewinn fast auf umgerechnet 5,7 Milliarden Euro. Analysten gehen jedoch von einer deutlichen Abschwächung des Anstiegs im kommenden Jahr aus.
Mit einem Anteil von 31,3 Prozent ist Samsung nach Berechnungen der Marktforscher von IDC am Smartphone-Weltmarkt doppelt so stark präsent wie Apple. Der Börsenwert der im Tablet-Segment jedoch hinterherhinkenden Südkoreaner beläuft sich aber nur auf ein Drittel des US-Rivalen, mit dem sie sich einen milliardenschweren Dauerstreit über Patente liefern. Die nächste wegweisende Entscheidung eines US-Gerichts dazu wird für Anfang Dezember erwartet. Zugleich ist Apple der wichtigste Kunde des Samsung-Konzerns, der die Amerikaner mit Chips und Bildschirmen beliefert. Allerdings wendet sich das US-Unternehmen verstärkt anderen Bauteilefertigern zu, was auf Samsungs Speicherchip-Absatz drückt.
Ein wichtiger Konkurrent im Tablet-Geschäft ist für Apple neben Google und Microsoft auch der Internet-Händler Amazon, der sein neues Kindle Fire im September auf den Markt warf. Amazon vertreibt die Geräte sehr günstig und hofft auf Gewinne, wenn die Kunden mit den Tablets Waren und digitale Inhalte einkaufen. Der Kindle Fire ist laut Konzern bereits das meist verkaufte Amazon-Produkt weltweit. Seit Donnerstag vertreibt das Unternehmen das Gerät auch in Deutschland. Im abgelaufenen Quartal trugen Milliarden-Investitionen sowie die Krise in Europa dazu bei, dass das US-Unternehmen den ersten Nettoverlust seit mehr als fünf Jahren machte. Die Umsatzprognose für das Weihnachtsquartal fiel schwächer aus als an der Wall Street erwartet.
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