
Grippeimpfstoff ist zurzeit Mangelware in Deutschland© Colourbox
Seit Wochen schlagen rzte und Apotheker Alarm: Genau in dem Jahr, in dem manche Experten eine schwere Grippewelle erwarten, gibt es in Teilen Deutschlands nicht gengend Impfstoff. Nun spitzt sich die Situation zu. Das zustndige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat vier Chargen des Grippe-Impfstoffs Begripal und eine Charge des Impfstoffs Fluad zurckgenommen. Der Grund sind Ausflockungen in den Mitteln. Deshalb hatten die Behrden in Italien, der Schweiz und sterreich den Verkauf der Novartis-Prparate bereits am Mittwoch gestoppt. Von womglich gesundheitsgefhrdenden Mngeln spricht das rmische Gesundheitsministerium. Unerwnschte Nebenwirkungen seien zwar noch nicht gemeldet, aber mglich.
In Deutschland seien solche Ausflockungen zwar bisher nicht beobachtet worden, berichtet das PEI. Als "Manahme der Risikovorsorge" wrden dennoch jene Chargen zurckgerufen, bei deren Produktionsvorstufen solche Ausflockungen aufgefallen seien. "Diese Manahme dient dem Schutz der Patienten vor mglichen Nebenwirkungen", teilt das PEI mit.
Wenig Impfstoff in Teilen Deutschlands
Das verschrft die Situation um Grippe-Impfstoffe in Deutschland: Schon seit einigen Wochen haben rzte in einigen Bundeslndern Schwierigkeiten, ausreichend Wirkstoffe zu bekommen. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern fehlte der ntige Impfstoff zunchst ganz, weil der Hersteller Novartis ihn nicht liefern konnte. Der Engpass beim Grippe-Impfstoff war vor allem durch ein gendertes Bestellverfahren entstanden. Erstmals hatten die Krankenkassen sogenannte Rabattvertrge fr das exklusive Bereitstellen von Grippe-Impfstoff geschlossen das sollte sicherstellen, dass die rzte den gnstigsten Impfstoff verwenden. Es war in diesem Fall das Novartis-Prparat Begripal. Doch bei der Herstellung lief offenbar etwas schief, das Schweizer Unternehmen konnte jedenfalls nicht pnktlich liefern.
Inzwischen hat sich die Situation in Bayern, Schleswig-Holstein und Hamburg zwar etwas entspannt. Es fehle aber immer noch Grippe-Impfstoff, berichten Apotheker aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Novartis habe nicht alle zugesagten Impfdosen geliefert und von anderen Pharmafirmen seien nicht genug Ersatzimpfstoffe zu bekommen.
Denn viele Hersteller htten wegen der Rabattvertrge weniger Serum produziert, weil sie die betreffenden Regionen aus ihrer Kalkulation herausgenommen htten, berichtet der Geschftsfhrer der Apothekenkammer Saarland, Carsten Wohlfeil. "Dadurch gibt es dieses Jahr insgesamt weniger Grippe-Impfstoff." Das PEI besttigt diese Einstellung. "Die Hersteller haben dem PEI in diesem Jahr weniger Impfchargen zur Zulassung gemeldet", sagte eine Sprecherin.
Eine Umfrage der Apothekenkammer Saarland ergab, dass die dort ansssigen Grohndler keinen Impfstoff mehr vorrtig haben. Bundesweit gibt es aber offenbar noch Grippe-Impfstoff. "Derzeit knnen wir Anfragen noch bedienen", sagte ein Sprecher des Pharmagrohndler Anzag.
Im Saarland spekuliert die Kassenrztliche Vereinigung derzeit darauf, dass im Dezember noch mal Impfstoff auf den Markt kommt. Diese Chargen mssten sich dann allerdings schon in der Herstellung befinden. Denn die Produktion von Impfstoff dauert laut PEI rund drei Monate. Bei einem Impfstoff-Engpass jetzt kurzfristig nach zu produzieren, sei nicht mglich, urteilt Wolfgang Becker-Brser, Herausgeber des pharmakritischen Arznei-Telegramms. "Diese Impfstoffe wren dann erst im kommenden Jahr da." Zu spt fr eine Schutzimpfung - denn die Influenza erreicht meistens zu Jahresbeginn ihren Hhepunkt.
Strke von Grippewellen ist schwer vorhersagbar
Bedrohlich klingt die Impfstoffknappheit, weil in diesem Jahr angeblich eine schwere Grippewelle droht. Der Prsident der Deutschen Vereinigung zur Bekmpfung der Viruskrankheiten, Peter Wutzler, warnte vor einer harten Saison. Auf der Sdhalbkugel seien besonders viele Influenzatote gemeldet worden. Andere Experten halten dies jedoch fr Panikmache.
"Jedes Jahr wird reflexartig vor einer schweren Grippewelle gewarnt", kritisiert Becker-Brser. Wie hart die Saison tatschlich werde, lasse sich aber gar nicht vorhersagen. Der Verlauf der Grippewelle auf der Sdhalbkugel sei nur ein Anhaltspunkt. "Auf dem Weg von dort zu uns kann sich das Virus verndern", urteilt der Arzt und Apotheker. "Die Schwere und der Verlauf der Grippesaison ist nicht vorherzusagen", sagt auch eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI). "Davon unabhngig ist fr bestimmte Gruppen das Risiko fr eine Erkrankung erhht."
Die am RKI angesiedelte Stndige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeschutzimpfung in erster Linie lteren Menschen ber 60 Jahre und chronisch Kranken, medizinischem Personal und Schwangeren. Damit sich der Schutz rechtzeitig vor Beginn der Influenzawelle aufbaut, gelten Oktober und November als die beste Zeit fr die Impfung. Erfahrungsgem startet die Grippesaison aber frhestens im Dezember. Da es etwa zwei Wochen dauert, bis ein Schutz aufgebaut ist, reicht es daher auch noch, sich im November impfen zu lassen.
Wie sinnvoll die Impfung ist, ist ohnehin umstritten. Einen hundertprozentigen Schutz bietet sie nicht. "Fr bestimmte Risikogruppen ist auch nicht geklrt, ob sie tatschlich einen Nutzen bringt", sagt Becker-Brser. Bekannt ist etwa, dass das Immunsystem bei lteren Menschen schlechter auf die Impfung anspricht. Doch gerade dieser Gruppe empfiehlt die STIKO die Spritze.
Wer sich trotz des teilweisen Verkaufsstopps von Begripal- und Fluad-Chargen impfen lassen mchte, sollte auf andere Produkte ausweichen, empfiehlt der Infektiologe Peter Walger. In Deutschland sind 16 verschiedene Impfstoffe gegen die saisonale Grippe im Winter 2012/13 zugelassen. "Die klassischen Impfstoffe sind alle extrem gut vertrglich", sagte Walger.
No hay comentarios:
Publicar un comentario