Frankfurt am Main. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Juden in Deutschland Solidarität in schweren Zeiten zugesichert. Nach einer Rede vor dem höchsten Organ des Zentralrats der Juden betonte sie gestern in Frankfurt am Main zugleich nachdrücklich das Recht Israels auf Selbstverteidigung. Der demonstrative Besuch Merkels bei der Ratsversammlung des Zentralrats der Juden in Deutschland war der erste eines Regierungschefs der Bundesrepublik überhaupt. Zentralratspräsident Dieter Graumann sprach von einem wichtigen Signal dafür, "dass jüdisches Leben in Deutschland willkommen ist".
Sowohl er als auch Merkel sprachen von einem nicht leichten Jahr für die rund 105 000 Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Beide verwiesen auf die Übergriffe gegen Rabbiner, hässliche Begleittöne in der Debatte über die Beschneidung von Jungen vor allem im Internet und die jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern im Nahen Osten. Merkels Rede vor der Ratsversammlung wurde immer wieder mit herzlichem Beifall bedacht. Es sei nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht Israels, die Sicherheit seiner Bürger zu schützen, sagte sie.
Die Kanzlerin betonte, mit ihrem Besuch habe sie auch ihrer Freude darüber Ausdruck geben wollen, dass es wieder so ein lebendiges jüdisches Leben in Deutschland gebe. Wichtig sei ihr, dass jüdische Menschen spürten, wie sie genauso willkommen seien wie alle anderen, denn es gebe immer noch ein "großes Maß an Antisemitismus" im Lande. Dies zeige sich nicht nur an den tätlichen Angriffen auf Rabbiner, sondern auch an manchen Stellungnahmen zur Beschneidungsdebatte im Internet. Die Bundesregierung habe auf das Urteil des Landgerichts Köln dazu mit einem Gesetz reagiert, das sowohl das Kindswohl als auch die Religionsfreiheit berücksichtige.
No hay comentarios:
Publicar un comentario