martes, 26 de febrero de 2013

Firefox greift Google und Apple an - DIE WELT

18 Mobilfunkbetreiber bekennen sich zum Start zum neuen Anbieter – auch die Deutsche Telekom

Es sind die mächtigsten Mobilfunkmanager, die Europa zu bieten hat: Telekom-Chef René Obermann und Telefónica-Chef Cesar Alierta. Üblicherweise bekämpfen sie sich mit allen Waffen, die ihnen zur Verfügung stehen, denn längst ist die europäische Telekom-Industrie in einen Verdrängungswettbewerb eingetreten, in dem Nutzerwachstum nur noch auf Kosten anderer möglich ist.

Doch in Barcelona scheint , dem Mobile World Congress (MWC), die Welt aus den Fugen geraten: Firefox OS sei eine große Chance, da sind sich die Manager alle einig. Und: Man werde das System mit offenen Armen empfangen.

Was war geschehen? Die Mozilla-Stiftung, die einst angetreten war, um sich mit einem eigenen Internet-Browser gegen die Übermacht des Internet Explorers von Microsoft zu stemmen, will künftig im Smartphone-Markt mitmischen. Auf dem MWC fiel der offizielle Startschuss: Nach fast zwei Jahren Vorbereitung ist die Software Firefox OS, die künftig Smartphones antreiben soll, endlich fertig. Firefox-Handys wird es von den chinesischen Herstellern ZTE und Huwaei sowie von LG und Alcatel geben. Spätestens im Sommer, so heißt es, gebe es die ersten Geräte zu kaufen. "Firefox OS bringt die Freiheit und unbegrenzte Innovationskraft des offenen Internets zu allen Mobile-Nutzern", sagte Gary Kovacs, CEO von Mozilla.

Auf den ersten Blick erscheint das wie ein hoffnungsloses Unterfangen. Der Markt für Smartphones ist bereits hart umkämpft, an Betriebssystemen herrscht wahrlich kein Mangel. Auf zwei von drei Geräten verrichtet Googles Android seinen Dienst. Nicht zuletzt weil der Konzern seine Software verschenkt, greifen Handy-Hersteller – allen voran Samsung – dankbar zu. Google stellt so sicher, dass seine Dienste auf möglichst vielen Smartphones laufen.

Die iPhones mit Apples iOS kommen nach den Zahlen der Marktforscher von Gartner immerhin noch auf einen Marktanteil von mehr als 20 Prozent. Microsoft hat bereits vor Monaten sein Windows Phone 8 gestartet. Und Blackberry schickte Ende Januar das neue Blackberry 10 ins Rennen. Und doch trifft Firefox OS auf breite Unterstützung. Bereits zum Start haben sich 18 Mobilfunker weltweit zu Firefox OS bekannt, darunter die Deutsche Telekom, Telefónica, América Móvil, China Unicom, Hutchison, Sprint und Telenor.

Auch Qualcomm-Chef Paul Jacobs erschien in Barcelona zur Vorstellung des neuen Systems. Damit hat Mozilla viel Macht vereint: In den meisten Smartphones sind Qualcomm-Chips eingebaut.

Sollte Firefox bei Käufern ankommen, dürften auch größere Geräte-Hersteller zugreifen. Schon heute ist ihnen unwohl dabei, dass sie fast ausschließlich Android-Handys verkaufen. Sie fürchten die Abhängigkeit von Google, zumal der Suchmaschinen-Konzern nach dem Kauf von Motorola selber Handys baut.

Für den Geschmack der Telekom-Gesellschaften schöpfen Apple und Google zu viel Gewinn ab. Sie behalten 30 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf von Anwendungen ein. Die Telekom-Konzerne hingegen gehen bei diesen Geschäften leer aus.

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die Deutsche Telekom zum Firefox-Fürsprecher wird. Der Konzern hat sogar die Entwicklung der Software unterstützt. In den hauseigenen Entwicklungsabteilungen, den T-Labs, werkelten Software-Ingeniere an dem System kräftig. Die Deutsche Telekom will der erste Anbieter sein, der die Firefox-Handys in Europa auf den Markt bringt. Bereits im Sommer wird es das erste Gerät unter der Marke Alcatel One Touch Fire – vorerst in Polen – zu kaufen geben. Telefónica hat die Markteinführung in Brasilien, Kolumbien, Spanien und Venezuela angekündigt.

Beim neuen Firefox-System können App-Entwickler ihre Anwendungen wie bei Apple und Google über einen App-Store verkaufen. Sie dürfen ihre Programme aber auch über eigene Webseiten verteilen. Bei Apple ist das nicht möglich.

Ob die Unterstützung für Firefox OS ausreicht, ist fraglich. Pikanterweise steuert ausgerechnet Google die Ressourcen für die Entwicklung von Firefox OS zu, mit dem nun das Google-System Android neue Konkurrenz bekommt. Denn Google bezahlt Mozilla dafür, dass der Firefox-Browser seinen Nutzern die Suchmaschine voreingestellt anbietet.

Allerdings findet ein großer Teil der Entwicklung traditionell nicht bei Mozilla statt. Zwar beschäftigt die Stiftung einige hundert bezahlte Programmierer. Doch unterstützt werden sie von rund 30.000 ehrenamtlichen Helfern.

Mit solchen Entwicklern steht und fällt Firefox OS. Smartphone-Käufer legen großen Wert auf die Zahl der Anwendungen, die für ihre Geräte zur Verfügung stehen. Bei Apple sind es bereits mehr als 800.000 Apps. Bei Google liegt die Zahl der Android-Anwendungen ähnlich hoch. Firefox hingegen kann zum Start nur auf wenige hundert Programme setzen.

Mozilla ist sich der Herausforderung bewusst. "Der Schlüssel zum Erfolg sind die Entwickler", sagte Jay Sullivan, Vizepräsident bei Mozilla. Kein neues Betriebssystem könne jedoch erfolgreich sein, das Entwickler dazu zwinge, eine neue Programmiersprache zu lernen. Hier fühlt sich Mozilla stark.

Umdenken müssen die Entwickler bei Firefox OS tatsächlich nicht. Das Betriebssystem setzt auf die weit verbreitete Webtechnologie HTML5, auf deren Grundlage viele Entwickler mobile Webseiten gestalten. "Bereits jetzt schreiben mehr Entwickler Anwendungen für das Web als für jede andere Plattform", so Sullivan.

Für Mozilla ist der Start in aufstrebenden Märkten zugleich eine große Chance, denn das größte Nutzerwachstum ist genau in diesen Ländern zu erwarten. Doch selbst in Ländern, in denen die Durchdringung mit Smartphones höher ist, muss Firefox nicht scheitern.

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