Krzlich erlebte die FDP ein fr sie selten gewordenes Phnomen: Urpltzlich folgten ihr Tausende. Wie aus dem Nichts explodierte die Zahl der Follower bei Twitter, die sich die Kurzbotschaften der Liberalen reinpfeifen wollten. Sie versechsfachte sich in rund zwei Wochen von mehr als 6000 auf weit ber 36.000. Der Zuwachs war so enorm, dass die Partei in den Verdacht geriet, die "neuen Fans" ber einen Deal besorgt zu haben. Den Vorwurf lie die FDP nicht auf sich sitzen. "Ich kann definitiv erklren, dass wir weder Twitter- noch Facebook-Accounts kaufen", sagte Parteisprecher Peter Blechschmidt. Die FDP habe fr den Anstieg keine Erklrung, ber die Grnde knne sie nur spekulieren. Gleichwohl wollte sie nicht gegen den pltzlichen Boom einschreiten.
Nachdem mehrere Medien, darunter stern.de, darber berichtet hatten, sortierte sich die Parteizentrale neu. Nun will sie die Spreu vom Weizen trennen und bat nach eigenen Angaben Twitter, "verdchtige Follower von @fdp_de" zu lschen. Zugleich forderten die Liberalen die Seite fandealer.de zu einer Stellungnahme auf. Nach Darstellung der Partei sollen die unechten Fans der FDP ber fandealer.de gekauft worden sein. Die Firma verdient damit Geld, Institutionen oder Firmen Anhnger im weltweiten Netz zu beschaffen. Ihre Eigenwerbung klingt alles andere als bescheiden: "Steigern Sie durch natrlichen Fanaufbau die Reichweite Ihrer Produkte und Verbreitung Ihrer Nachrichten in sozialen Netzwerken. ber FanDealer erhalten Sie ausschlielich reale Fans, die nahezu tglich auf Facebook, Twitter oder YouTube aktiv sind." Und weiter heit es: "Konfigurieren Sie Kampagnen nach Ihren individuellen Bedrfnissen und whlen Sie nur Fans, die auch wirklich zur Zielgruppe Ihres Unternehmens passen. Je nach Bedarf lassen sich Herkunftsland, Sprache, Alter und das Geschlecht Ihrer Fans definieren."
Manipuliertes Wachstum
Die FDP zitierte in einer Pressemitteilung aus der Stellungnahme von Fandealer. Und die hat es in sich. Zum einen besttigt das Unternehmen nach FDP-Angaben, dass die Liberalen tatschlich nicht selbst fr die Follower-Explosion verantwortlich sind und dafr bezahlten - jedenfalls nicht bei fandealer.de. "Eine eingehende berprfung des Kampagnenurhebers und dessen Benutzerkontos ergab, dass die Kampagne fr die Twitter-Seite der FDP von einem politischen Mitbewerber auf www.fandealer.de lanciert wurde. Das entsprechende Benutzerkonto wurde zweifelsfrei mit einer E-Mail Adresse einer anderen deutschen Partei eingerichtet."
Wer das exakt war, wurde nicht bekannt. Der Umstand, dass ein politischer Mitbewerber die FDP auf solche Weise bekmpft, ist ein Skandal, der die Grenzen eines Spaes berschreitet. Bei der FDP hie es auf Anfrage von stern.de, dass die Firma die Konkurrenzpartei unter Verweis auf den Datenschutz nicht habe nennen wollen. Die Liberalen behalten sich rechtliche Schritte vor. Nicht gegen fandealer.de, sondern eine Anzeige gegen Unbekannt. Sollte es zu einem Ermittlungsverfahren kommen, knnte dies die Offenlegung des Auftraggebers nach sich ziehen.
Allerdings erklrte das Unternehmen, das fr stern.de nicht zu erreichen war, laut FDP auch: "Fr einen kurzfristigen und somit medienwirksamen Zuwachs von ber 30.000 Followern ist www.fandealer.de gnzlich ungeeignet." Es liege daher die Vermutung nahe, dass der Kampagnenurheber weitere Follower fr die Twitterseite der FDP im Ausland beschafft habe. Entgegen der Vorgehensweise auf fandealer.de seien diese Fake-Follower meist automatisiert erstellt und knnten somit binnen weniger Tage vermittelt werden. Fandealer betrachte sich nicht als Plattform fr "negative campaigning" jeglicher Art. Deshalb "werden wir in Folge der aktuellen Vorkommnisse alle Social Media Seiten smtlicher deutscher Parteien fr den Gebrauch auf www.fandealer.de sperren." Eine Vermittlung von Facebook-Fans oder Twitter-Followern auf eigene oder auf Rechnung Dritter sei fr Parteien somit nicht mehr mglich
Eine tollkhne Spekulation der Liberalen ber den Twitter-Boom besttigte sich somit auch nicht. Ein Sprecher hatte am Donnerstag gemutmat: "Eine mgliche Erklrung knnte sein, dass FDP beispielsweise im Portugiesischen ein gngiges Krzel fr ein Schimpfwort ist."
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