lunes, 31 de diciembre de 2012

Die Hass-Liebe zwischen Apple und Samsung - DIE WELT

Beim Komponentenhandel ist Apple Samsungs größter Abnehmer – und Samsung Apples wichtigster Zulieferer

Die beiden Konzerne schöpfen den gesamten Gewinn der Branche ab. Doch niemand ist so profitabel wie die Amerikaner

In kaum einer Branche wird der Konkurrenzkampf derart scharf ausgetragen wie zwischen den Smartphone-Herstellern Samsung und Apple. Die Intensität des Wettstreits wird auch im kommenden Jahr nicht nachlassen. Doch wenn man auf die Absatzzahlen schaut, ist das Duell im Grunde schon längst entschieden: Zuletzt hat Samsung mehr als doppelt so viele Smartphones verkauft wie Apple. Längst ist Samsung unangefochtener Handy-Weltmarktführer, der selbst für Apple nicht mehr einzuholen ist.

Auch wenn Samsung nach den Zahlen der Marktforscher bereits als der Sieger des Wettbewerbs erscheint, werden sich beide Unternehmen 2013 unerbittlich und in mehreren Ländern vor Gericht um vermeintliche Patentverletzungen weiter streiten. In einem Interview mit der "Businessweek" machte Apple-Chef Tim Cook die Hoffnungen zunichte, dass er anders vorgehen will als sein verstorbener Vorgänger Steve Jobs. "Ich hasse Rechtsstreitigkeiten", sagte Cook zwar. "Aber wir wollen, dass die Leute ihre eigenen Ideen haben und ihre eigenen Sachen erfinden." Apple habe daher keine andere Wahl.

Allerdings erwartet niemand, dass sich Samsung davon aufhalten lässt. Zwar können Verkaufsverbote den Absatz hemmen, aber nur kurzzeitig. Schnell verändert der Hersteller seine Geräte so, dass sie wieder verkauft werden können, wie es beim Galaxy-Tablet geschehen ist. Auch Rekordstrafen scheinen Samsung kaum zu schaden. Ein kalifornisches Gericht verurteilte die Südkoreaner zu einer Zahlung von einer Milliarde Dollar an Apple.

Die Beziehungen der beiden Streithähne sind komplex. Während sie sich auf dem Markt der Smartphones aufs Schärfste bekämpfen, sind sie beim Handel mit Komponenten wie Speicher, Prozessoren oder Displays Partner, die nicht voneinander lassen können. Apple ist Samsungs größter Abnehmer. Und Samsung ist Apples wichtigster Zulieferer. Offenbar konnte es sich Apple bisher nicht leisten, Samsung den Rücken zu kehren. Einige Analysten erwarten jedoch, dass Apple im kommenden Jahr für seine Prozessoren einen neuen Zulieferer wählen wird.

Apple ist inzwischen das wertvollste Unternehmen überhaupt und konnte im vergangenen Quartal sogar beim Umsatz mit dem Elektronik-Giganten Samsung gleichziehen. Im August hatten Analysten der Investmentbank Canaccord Genuity einmal errechnet, wie viel Prozent des gesamten Branchengewinns bei Apple und Samsung hängenbleiben. Sie kamen auf erstaunliche 108 Prozent – weil die Konkurrenten Research In Motion (Blackberry), Nokia, Motorola und Sony in diesem Zeitraum zum Teil erhebliche operative Verluste verbucht hatten.

Der Konflikt zwischen Apple und Samsung steht stellvertretend für den Krieg der Ökosysteme. Auf der einen Seite steht Apple mit seinem geschlossenen System für iPhones und iPads. Auf der anderen Seite steht der Suchmaschinen-Konzern Google mit dem Handy-Betriebssystem Android, das kostenlos an alle Hersteller abgegeben wird, die es verwenden wollen. Apple hingegen hat seine Plattform nicht freigegeben. Wer darauf zugreifen will, muss die Geräte kaufen. Weil eine Niederlage vor Gericht die Hersteller der Android-Handys schmerzhafter trifft als Google, klagt Apple folglich lieber gegen Hersteller wie Samsung.

War in der Vergangenheit Android vor allem im Nachteil, weil nicht so viele Anwendungen für die Geräte zur Verfügung standen, ist dieses Handicap inzwischen ausgeräumt. Beide Ökosysteme sind bei der Zahl der Apps weitestgehend gleichauf. Doch bei den Smartphone-Marktanteilen legt Android kräftig zu und lag nach den Zahlen der Marktforscher von Gartner zuletzt bei mehr als 70 Prozent. Binnen Jahresfrist hatte sich dieser Anteil um 20 Prozentpunkte erhöht. In dieser Zeit ist Apple auf knapp 14 Prozent leicht zurückgefallen. Google-Chairman Eric Schmidt hat die Situation mit der Computerindustrie in den 90er-Jahren verglichen, als sich Microsoft mit dem Betriebssystem Windows schnell gegen Apple durchgesetzt hat, weil das System für Hardware-Hersteller freigegeben wurde. "Wir gewinnen diesen Krieg gerade sehr deutlich", sagte Schmidt zuletzt. Mehr als 1,3 Millionen Android-Geräte würden derzeit täglich aktiviert. Davon profitiert vor allem Google, weil das Unternehmen mit seinen Diensten wie Websuche, Googlemail und Karten auch auf mobilen Geräten vertreten ist und dort Werbeplätze bestücken kann.

Somit kämpft Apple praktisch gegen den Rest der Welt – und Samsung steht nur stellvertretend für die Konkurrenten. Tatsächlich buhlen auch andere Hersteller wie HTC, Huawei, LG, Sony, ZTE und Motorola um Marktanteile. Nokia versucht gerade einen neuen Anlauf mit Microsofts Betriebssystem Windows Phone 8 und der kanadische Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) stellt seine Smartphones mit neuer Software Ende Januar vor. Doch niemand schafft es, auch nur annähernd so profitabel wie Apple zu sein.

In der Auseinandersetzung zwischen Apple und Samsung spiegeln sich auch unterschiedliche Geschäftsmodelle wider. Samsung produziert einen Großteil der Komponenten für seine Handys selbst, darunter Prozessoren, Speicher und auch Displays. Das hat den Vorteil, dass Innovationen schneller auf den Markt gebracht werden können. Samsung muss sich nämlich nicht mit anderen Unternehmen absprechen. Apple hingegen arbeitet anders. Der Konzern kauft seine Teile weltweit bei Zulieferern zusammen und lässt die Geräte dann von Auftragsfertigern wie Hon Hai (Foxconn) zusammenbauen. Nur die Entwicklung, Design und Marketing kommen aus Cupertino, wo Apple seinen Unternehmenssitz hat.

Die Art des globalen Wirtschaftens hat Apple jede Menge Kritik beschert. Schelte gab es zuletzt, als bekannt wurde, dass der Konzern nur eine minimale Einkommensteuer von noch nicht einmal zwei Prozent auf seine im Ausland erwirtschafteten Gewinne zahlt. Außerdem hat der iPhone-Hersteller offenbar immer wieder Schwierigkeiten, seine Lieferkette zu kontrollieren. Insbesondere bei Foxconn in China ist es wiederholt zu Zwischenfällen gekommen, bei denen Arbeiter verletzt wurden. Auch bei Samsungs chinesischen Zulieferern wurden im November "unzureichende" Arbeitsbedingungen festgestellt. Dort mussten Arbeiter exzessiv Überstunden leisten und wurden für Fehlzeiten und Zuspätkommen bestraft.

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