jueves, 27 de diciembre de 2012

Werbung in Deutschland bald auf Türkisch? - BILD

In Deutschland leben rund 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund – viele davon mit türkischen Wurzeln. Eine riesige Käuferschaft!

„Deutsche Unternehmen verschwenden hier ein immenses Potential", sagt Burhanettin Gözüakça, Experte für sogenanntes Ethnomarketing. Er hat sein Wissen jetzt in einer umfangreichen Studie („Zielgruppenmarketing" erscheint Anfang 2013 im Springer-Verlag) festgehalten.

Seine These: Zwar werben bereits einige Unternehmen wie Mercedes, die AOK oder die Deutsche Bank auf türkisch. Aber es reicht nicht, Werbung einfach zu übersetzen.

Kulturelle und religiöse Befindlichkeiten müssten mit einbezogen werden. Außerdem spiele der emotionale Aspekt bei der Kaufentscheidung von Deutschtürken eine oft vorrangige Rolle.

Ein Beispiel: Media Markt habe versucht Werbung mit dem Schwein (saubillig") zu übersetzen. Das sei keine gute Idee. Denn das Schwein gelte bei Moslems als unrein und wirke überhaupt nicht kaufanregend.

„Wichtig ist, die Kultur zu kennen und zu verstehen", sagt der Experte. Fühle ein Türke oder Deutschtürke sich gut beraten, als würde ein Freund dir helfen, braucht es keine lange Überlegungsdauer und die Weiterempfehlung für den guten Service verbreitet sich schnell.

Ebenso argumentiert die deutsch-türkische Industrie-und Handelskammer in Berlin: „Türkischstämmige hierzulande stellen eine große Kundengruppe dar."

16 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, das sind knapp zwanzig Prozent der Gesamtbevölkerung – mit steigender Tendenz! Von den Kindern und Jugendlichen in Deutschland haben sogar mehr als 30 Prozent einen Migrationshintergrund.

In den kommenden Jahren wird die Anzahl der Migranten weiterhin steigen, die Gesamtbevölkerung dagegen stagnieren oder gar sinken. „Dies sollte deutschen Unternehmen bewusst sein", sagt der Sprecher der Kammer.

Vom Ethno-Marketing-Experten heißt es dazu: Zwar setzten manche Unternehmen bereits auf türkischsprachige Mitarbeiter, doch das sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn die größte Werbefläche würde so gut wie überhaupt nicht genutzt: Das Fernsehen.

Doch Türken lieben Fernsehen, sie sitzen drei bis vier Stunden am Tag davor, das belegt das Forschungsunternehmen Data4You. Doch sie schauen keine deutschen, sondern türkische Sender – zu achtzig Prozent.

Eine immense Werbeplattform, die deutsche Unternehmen sträflich vernachlässigen, erklärt der Experte. Viele Türken verbinden mit ihren Fernsehserien Emotionen, welche sie gerne durch ein kollektives Fernsehverhalten teilen.

Deutsche Programme hingegen werden von der türkischen Zielgruppe oft als sachlich, distanziert und informativ wahrgenommen – und kaum angeschaut.

Auch hier ein Beispiel: Mesut Özil, populärer Fußballspieler mit türkischen Wurzeln, ist bei vielen Migranten in Deutschland unbekannt. Vierzig Prozent deutsch-türkischer Männer können mit dem Sportler nichts anfangen. Weil er eben nur in deutschen Medien stattfindet.

Wie sehr deutsche Unternehmen türkische Zielgruppen ignorieren, betont auch der Geschäftsführer der Kommunikationsgesellschaft Data4You.

Er hat erst kürzlich seinen Kunden eine neue Datenbank erstellt, die es Unternehmen ermöglicht zu ermitteln, in welchen Stadtteilen Türken wohnen – um entsprechend zu werben. Diese Informationen würden aber vor allem von fremdländischen Unternehmen genutzt, erklärt er. „Deutsche Unternehmen interessiert das wenig."

Und was sind die Gründe hierfür? Der Marketing-Experte Burhanettin Gözüakça vermutet, dass viele Unternehmen Bedenken hätten, dass sich deutsche Kunden von ihnen distanzierten, wenn sie für eine andere Kultur werben. Das sei aber nicht das Problem, sagt er.

Sein Fazit: Deutschtürken sind überdurchschnittlich jung, kinderreich, konsumfreudig und markenbewusst – eine wunderbare Zielgruppe für die deutsche Wirtschaft – bislang so gut wie ungenutzt.

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